Seeadler
Dank intensiver Schutzbemühungen scheinen sich die neuesten Brutversuche für Österreichs Wappentier nach einer langen Durststrecke als erfolgreich zu erweisen
Der Seeadler ist ein sehr großer und schwerer Adler, größer als der Steinadler.
Der Kopf mit dem gelben, gewaltigen Schnabel ist im Flug sehr weit vorgestreckt. Junge besitzen einen schwarzen, Jugendliche einen bläulichen Schnabel.
Die Flügel sind breit und brettartig, die Enden stark aufgefingert.
Der Schwanz ist kurz und keilförmig, bei erwachsenen Tieren ab dem 5. Lebensjahr weiß gefärbt. Weibchen sind größer und schwerer als Männchen.
Wussten sie schon?
- Die Horstbäume der Seeadler sind zumeist mehr als 100 Jahre alt
- Weibchen werden bis zu 6,7 kg schwer
- Bereits 1859 wurde das letzte Seeadlerweibchen in Österreich erlegt
- Stand 2020 gibt es wieder bis zu 40 Seeadlerpaare in Österreich
Fakten über Seeadler
Seeadler sind immer an Gewässer gebunden. In Mitteleuropa brütet der Seeadler vor allem am Rande von Altholzbeständen mit direktem Zugang zu offenem Land oder Wasser.
Die Horstbäume sind zumeist mehr als 100 Jahre alt, wobei vor allem Kiefern und Buchen gewählt werden. Um einen freien Ab- und Anflug zu gewähren, liegt der Horstbaum an Gewässerrändern oder Waldwiesen.
Zwischen Jagdgebiet und Neststandort liegt zumeist eine Distanz von ca. 3 km, sie kann aber auch bis zu 10 km betragen.
Körpermaße
Flügelspannweite: 220-240 cm
Gewicht:
Männchen: 3,0-4,6 kg
Weibchen: 4,3-6,7 kg
Fortpflanzung
Brutdauer: 38-42 Tage
Nestlingsdauer: 80-90 Tage
Nahrung
Österreichische Seeadler früher und heute
Im vorigen Jahrhundert waren Seeadler in fast allen Teilen Europas heimisch. In vielen Teilen ihres ehemaligen Verbreitungsgebietes wurden sie allerdings durch Abschuss, Giftauslegung, Pestizideinsatz und Intensivierung des Holzeinschlages, dem viele alte und daher gewaltige Horstbäume zum Opfer fielen, ausgerottet.
In Österreich gab es vor mehr als 100 Jahren im Donauraum unterhalb Wiens noch 3-4 Brutpaare. Bereits 1859 wurde das letzte Seeadlerweibchen erlegt. Seither gab es nur vereinzelte Brutversuche, der letzte im Jahr 1983 in der Stopfenreuther Au in Niederösterreich. Diese Versuche blieben aber leider, bedingt durch menschliche Störungen wie Forstarbeiten und ähnliches, ohne Erfolg. So konnte leider nach der letzten erfolgreichen Brut im Jahr 1945/46 bei Orth/NÖ bis 2001 – also über 50 Jahre lang! – kein einziger Seeadler erfolgreich in Österreich angesiedelt werden.
Heute stellen vor allem die Donauauen oberhalb von Wien, der Nationalpark Donauauen bis zur slowakischen Grenze, die gesamten Marchauen, das Thayatal, der Neusiedlersee und das Grenzgebiet Waldviertel - Republik Tschechien - attraktive Lebensräume für Seeadler dar.
Vor allem die grenznahen Populationen in der Republik Tschechien und der Slowakei haben durch effektive Schutzmaßnahmen wie Schutzzonen rund um Horste und Anti-Gift- Kampagnen in den letzten Jahren in erfreulichem Maße zugenommen.
Viele Seeadler verbringen regelmäßig die Wintermonate in Österreich, im Winter 2019/20 wurden insgesamt 176 Individuen gezählt. Im Frühjahr 1999 kam es zum ersten Mal wieder zu einem (leider erfolglos gebliebenen) Brutversuch. Im Jahr 2001 flog nach 55 Jahren wieder ein österreichischer Seeadler aus dem elterlichen Horst aus.
Gefährdung
Aas macht vor allem in den Wintermonaten einen beträchtlichen Anteil der Nahrung aus. Seen und Teiche sind zugefroren, die Adler sehen sich nach leicht erreichbarer Beute um. Seeadler fressen in dieser Zeit z. B.verendete Karpfen aus Zuchtteichen, durch Hochspannungsleitungen zu Tode gekommene Vögel oder auch von größeren Tierkadavern.
Durch diese Vorliebe für tote Tiere oder auch Teile von Tieren sind Seeadler besonders anfällig für illegale Vergiftungen. In den letzten Jahren kam es vor allem in Niederösterreich und dem Burgenland, aber auch in westlichen Bundesländern, leider zu einer Reihe von illegalen Vergiftungen, denen neben Seeadlern auch unzählige andere Wildvögel (Kaiseradler, kleinere Greifvögel, Krähen) und auch Haustiere (Hunde, Katzen) zum Opfer fielen.
Eine weitere, allerdings schleichende Gefahr für Seeadler ergibt sich aus der Jagd mit bleihaltigem Schrot. Bei Jagden auf Wassergeflügel werden Unmengen an bleihaltigen Schrotkörnern auf Wasservögel abgeschossen. Viele der bejagten Enten, Gänse und anderen Wasservögel werden jedoch lediglich verletzt, aber nicht getötet oder vom Jäger nicht gefunden. Seeadler nehmen diese verletzten oder verendeten Vögel als Beute zu sich und erleiden mit der Zeit eine todbringende Bleivergiftung.
Durch intensive Schutzbemühungen und die Sensibilisierung verschiedenster Bevölkerungsgruppen steigt die Zahl der Brutpaare in den letzten Jahren jedoch erfreulicherweise kontinuierlich. Die Chancen stehen im Moment gut, dass Europas größter Adler Österreich wieder nachhaltig besiedelt.
Laut WWF gibt es 2020 aktuell bis zu 40 Seeadlerpaare in Österreich. 33 Jungadler sollen erfolgreich aus ihren Nestern ausgeflogen sein. Zwei Dutzend der Jungvögel seien in Niederösterreich gezählt worden.
Die beliebtesten Brutgebiete der Seeadler im Jahr 2020 waren das Waldviertel mit zwölf Brutpaaren und neun Jungvögeln, der Nationalpark Donau-Auen (fünf Brutpaare, sechs Jungvögel), die Donau westlich von Wien (fünf Brutpaare, vier Jungvögel), die March-Thaya-Auen (fünf Brutpaare, fünf Jungvögel), das Weinviertel (drei Brutpaare, zwei Jungvögel), das Nordburgenland (drei Brutpaare, drei Jungvögel) sowie die Oststeiermark und das Südburgenland (zwei Brutpaare, vier Jungvögel).
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